Trauerkarte schreiben – aber wie?

Jemand aus deinem Umfeld ist gestorben und du willst eine Trauerkarte schreiben? Aber du weißt nicht was? Das kenne ich. Aus meiner Erfahrung habe ich ein paar Tipps und Formulierungshilfen gesammelt mit denen man Trauernden fernab von nichtssagenden Floskeln Mitgefühl zeigt und vielleicht sogar ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubert.

Eigentlich bin ich neben Hallo Tod ja Kommunikationsfrau, denn ich arbeite als selbständige PR-Beraterin und Texterin. Somit ist klar, wer in meinem Freundeskreis und meiner Familie für die Geburtstags-, Hochzeits- und eben auch die Trauerkarten zuständig ist. Richtig. Ich. Bis zu meiner eigenen Erfahrung mit dem Tod meiner Eltern fiel mir das aber wirklich, wirklich schwer.

Was schreibt man zu einem solchen Anlass? Irgendwelche Sprüche oder Zitate und die üblichen Worthülsen? Bis ich selbst solche Beileidskarten bekommen habe, dachte ich immer, das wäre gut. Ist es ja auch, aber es geht noch besser, finde ich.

Was schreibt man auf eine Trauerkarte?

Zu allererst habe ich mich über jede einzelne Karte oder Nachricht gefreut. Dass sich jemand bewusst hingesetzt hat und an meine Mama, meinen Papa oder auch an mich gedacht hat und so sein Mitgefühl ausdrücken wollte, finde ich total schön. Daran versuche ich mich auch jetzt immer zu halten. Weg vom Tabu und einfach machen und dem Impuls folgen, so eine Karte zu schreiben. Selbst wenn man sich überhaupt nicht gut kennt.

Wertschätzung und gemeinsame Erinnerungen statt Floskeln

Ich finde ja, dass Trauer überhaupt nicht still sein muss und in aufrichtiger Anteilnahme klingt zwar nett, ist aber auch irgendwie nur Standard. Ich persönlich finde es viel, viel schöner, wenn jemand darüber schreibt, was ihn oder sie mit dem Verstorbenen verbunden hat wie z. B. gemeinsame Erlebnisse oder wie er oder sie wahrgenommen wurde. Und das natürlich von der positiven Seite.

Meine schönste Nachricht zum Tod meines Vaters

Die schönste Nachricht zum Tod meines Vaters habe ich von sehr guten Freunden bekommen. Sie haben mir geschrieben:

„Liebe Karin, es tut uns so leid, dass du etwas über 2 Jahre nach dem Tod deiner Mutter nun schon wieder eine so schwere Zeit durchmachen musst! Wir haben deinen Vater sehr gemocht – er war so ein herzlicher offener Mensch – hatte immer seinen eigenen Kopf, den er sich bis zuletzt ja auch nicht hat nehmen lassen. In vielen Bemerkungen kam durch, wie stolz er auf dich ist! Wir sind gedanklich bei dir und euch! Bitte lasst uns wissen, ob und wie wir helfen können!“

Das hat mir auf ganz vielen Ebenen sehr gut getan. Der Text hat meinen Papa sehr gut beschrieben und ich musste ein bisschen schmunzeln. Und zu wissen, dass gute Freunde für mich da sind, macht mich sehr dankbar. Das ist es doch irgendwie, was zählt. Ich finde ja auch jede noch so kleine Geste ganz wunderbar. Wie ein Kuchen vor der Tür. Aber das ist ein ganz anderes Thema. Zurück zu den Trauerkarten.

Wie wäre es mit diesen Formulierungen?

  • Anrede: Wenn es ein irgendwie geartetes Verhältnis gibt, würde ich auch im beruflichen Kontext immer mit Liebe/Lieber starten.
  • Einleitung: „Ich/Wir bin/sind sehr traurig, dass xxx nicht mehr bei uns ist/uns verlassen hat/gestorben ist.“ Man könnte auch schreiben, dass man mit Bestürzung davon erfahren hat/oder sehr bestürzt ist, z. B. bei einem Tod, der eher plötzlich aufgetreten ist. Im eher beruflichen Kontext könnte man auch schreiben, dass man mit großem Bedauern vom Tod von xxx erfahren hat. Oder eben ganz einfach: Es tut mir/uns leid.
  • Hauptteil: Hier geht es dann ans Eingemachte und den Teil würde ich für Wertschätzungen und gemeinsame Erinnerungen nutzen.

    Gemeinsame Erinnerungen
  • Mit xxx hat uns xxx verbunden.
  • Ich/Wir denke/n so gerne an unsere gemeinsamen Abende/Nachmittage/wie auch immer gearteten Erlebnisse zurück.
  • Ich/Wir habe/n so viele schöne Stunden beim xxx miteinander verbracht.
  • Ganz besonders ist mir xxx in Erinnerung geblieben.
  • Was fällt dir sonst ein? Welche besonderen Momente teilst du mit dem Verstorbenen? Gibt es das eine Ereignis, von dem ihr euch immer wieder erzählt habt?
  • Wenn du den Verstorbenen nicht so gut kanntest, kannst du das auch weglassen und die Wertschätzung in den Vordergrund stellen.

    Wertschätzung
  • Besonders geschätzt haben wir xxx für seine offene, herzliche, hilfsbereite, freundliche etc. Art/Ausstrahlung. Er/sie hatte immer ein offenes Ohr, stand uns mit seinen handwerklichen Fähigkeiten immer zu Seite, hat für den Zusammenhalt in unserem Verein gesorgt etc.
  • Was fällt dir sonst noch ein, was den Menschen ausgemacht hat? Was waren seine wesentlichen Charakterzüge?
  • Das I-Tüpfelchen finde ich dann noch etwas Schönes über die Beziehung des Verstorbenen zum Empfänger der Karte zu schreiben. Aber das geht natürlich nicht in allen Fällen.
  • Abschluss: Am Ende könnte so etwas stehen wie „Ich bin sehr traurig und in Gedanken bei dir“ oder „Fühl dich umarmt“ oder „wir fühlen und trauern mit euch“ oder ein schönes Hilfsangebot. Vielleicht magst du auch einfach einen Kuchen oder was auch immer mit der Karte vor die Tür stellen. Essen ist so wichtig und gerade in den ersten Tagen nach dem Tod hat man da ja als Trauernder meistens überhaut keinen Kopf für.

Kommt Geld in die Trauerkarte?

Das ist so eine Sache. Man kann Geld beilegen und dazuschreiben, dass es für Blumen oder für Grabschmuck verwendet werden soll. Wenn man eine Ahnung davon hat, ob dem Verstorbenen oder den Angehörigen das gefallen würde. Vielleicht gibt es eine Anzeige oder eine Trauerkarte der Angehörigen, auf der man mehr Informationen findet?

Wir haben sowohl bei meiner Mutter und bei meinem Vater eine Organisation rausgesucht, an die gespendet werden sollte. Weil wir (meine Schwester, aber auch meine Eltern) schnell verwelkende und ziemlich teure Blumenkränze/Gestecke für Geldverschwendung halten. Meine Mama ist an Krebs gestorben und hat Kinder geliebt, deshalb haben wir die Deutsche KinderKrebshilfe ausgewählt, mein Papa hatte seit jungen Jahren Diabetes, deshalb haben wir uns für die Stiftung Dianiño entschieden, die Kinder mit Diabetes in schwierigen Situationen unterstützt. Über jede Spende haben wir uns riesig gefreut. Auch über Geldspenden in den Karten, die wir für diesen Zweck verwendet haben. Aber auch das ist natürlich immer eine Einzelfallentscheidung.

Warum gibt es eigentlich so wenig schön gestaltete Trauerkarten?

Ein ganz leidiges Thema finde ich, dass es so unglaublich viele hässliche und dunkle und depressiv anmutende Trauerkarten gibt. Ihr lieben Designer dieser Welt, könnt ihr da nicht mal was Schönes gestalten? Bitte. Gerne auch in bunt. Es muss ja nicht knallen, aber ein paar schönes Pastelltöne vielleicht? Mit Worten wie „In liebevoller Erinnerung“ oder „Wir fühlen mit euch/mit dir“. Einen guten Ansatz finde ich die Karten von Vergiss mein Nie. „Der Tod ist ein Arsch“ ist mal was Anderes. Passt nicht immer, aber manchmal vielleicht schon. Es muss doch nicht immer alles dunkler Einheitsbrei sein.

Wie ist das bei dir?

Was war deine schönste Trauerkarte? Der schönste Text, den du bekommen oder geschrieben hast? Was hat dir geholfen? Und kennst du noch andere Anbieter schöner Karten? Ich freue mich riesig, wenn du mir schreibst oder noch lieber – einen Kommentar dalässt, damit auch alle anderen von dir lesen können. Getreu dem Motto: Gemeinsam statt einsam. Schön, dass du da bist.

9 Kommentare zu “Trauerkarte schreiben – aber wie?

  1. Heike Berger

    Hallo liebe Karin,
    im täglichen Miteinander, fällt es mir recht leicht, meine Gedanken und meine Gefühle auszudrücken.
    Aber das Schreiben einer Trauerkarte, das ist eine echte Herausforderung für mich. Ganz lieben Dank daher, dass du mir hier Impulse und Anregungen gegeben hast.
    Ich merke gerade, dass es für mich besonders schwierig wird, wenn ich voller Mitgefühl für die Angehörigen bin, den verstorbenen Menschen aber gar nicht kenne.
    Und, ja! Die meisten Trauerkarten gehen für mich gar ! Sollte ich einen Anbieter finden, der mal andere Wege geht, ich lasse es dich auf jeden Fall wissen!
    Alles Liebe für dich❣️

    • Liebe Heike,

      danke dir für deinen Kommentar. Das kann ich total nachvollziehen, mit den Angehörigen, denen man sein Mitgefühl ausdrücken möchte, obwohl man den Verstorbenen nicht gekannt hat. Vielleicht kann man genau das ausdrücken, dass man mitfühlt. Und wenn du schöne Trauerkarten siehst: Immer her damit!

      Alles Liebe auch für dich!
      Karin

  2. Ich gebe mir auch schon seit Jahren Mühe, Trauer- und Beileidskarten persönlich auszusuchen und zu formulieren. Man darf/soll als Angehöriger gern spüren, dass derjenige der seine Anteilnahme ausdrückt sich Zeit genommen hat. Gern wähle ich neutrale Karten mit Blumen oder Landschaften.

    Nach dem Tod meines kleinen Sohnes haben mich auch und vor allem Karten und Nachrichten geholfen in denen Freunde geschrieben oder ausgedrückt haben „Mir fehlen die Worte/ich weiss nicht was ich sagen soll, aber ich denke an Euch…“ Das ist immer besser als gar nichts zu sagen. Ich bin bis heut für jede Karte dankbar und hole die Box ab und an vor.

    Ich finde es gibt da auch kein „zu spät“, sich bei Jemandem zu melden. Karten zu Geburtstagen oder zum Todestag sind ein wahres Geschenk.

    • Liebe Claudia, ich finde auch, dass es kein zu spät gibt. Der Verstorbene bleibt ja immer in der Erinnerung und ich würde mich z.B. über eine spätere Karte total freuen, weil sie ja zeigt, dass an den Menschen gedacht wird. Neutrale Karten finde ich auch sehr schön. Alles Liebe für dich, Karin

  3. Pingback: Eine Trauerkarte schreiben - 6 Anregungen - So fällt das Schreiben leichter

  4. Vielen Dank für den schönen Beitrag. Die persönliche Perspektive finde ich sehr wertvoll.
    Ich habe mir mal erlaubt, den Beitrag als Lesetipp auf unserem Blog zu bewerben.

    • Sehr gerne Norbert. Schön, dass ihr das aufnehmt und eure Karten werde ich mir direkt mal anschauen! Liebe Grüße, Karin

  5. Mein Mann starb plötzlich mit 41 Jahren Mitte Oktober 2018. Ein Kollege von ihm legte der Trauerkarte ein Foto vom gemeinsamen Oktoberfestbesuch bei. Beide feierten 3 Wochen vorher das Leben.
    Eine andere Karte erhielt ich von der Mutter einer seiner Kollegen. Sie lernte meinen Mann zu einer Geburtstagsfeier ihres Sohnes kennen. Und kannte ihn sicher von Erzählungen.
    Diese Briefe habe ich mit einigen anderen nicht in der großen Kiste gelagert, sondern abgeheftet.

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